Dies hier ist eine andere Geschichte. Nicht die, die ich euch eigentlich schreiben wollte.

Das Innere Kind-Sina NanasiAus der ist nämlich nichts geworden. Ihr fragt euch sicher, was das heißt und ich werde es euch verraten. Ich habe euch ja zu Jahresanfang „versprochen“, meine lieben Newsletter-LeserInnen, dass ich euch einmal im Monat eine Geschichte erzähle, einen Blog schreibe. Und bisher habe ich es auch immer pünktlich getan. So sollte das auch im Oktober sein. Die Zeit, mit dem Schreiben anzufangen, rückte immer näher. Aber ich hatte keine Geschichte, mir fiel einfach nichts ein. Es kam keine Geschichte zu mir. Es ist eine bewegte Zeit gewesen, der ganze Oktober, es gab in einigen Bereichen einiges, das meine Kapazitäten gebraucht hat. Als ich mir zugestehen musste, dass es mit der Geschichte scheinbar nichts wird, wandte ich mich hoffnungsvoll an mein Inneres Kind. Das rate ich ja meinen Teilnehmern auch immer: Wende dich an dein Inneres Kind, wenn du nicht mehr weiter weißt. Es wird mir sicher helfen, dachte ich, Kindern fällt immer etwas ein..

Aber die Hilfe meines Inneren Kindes gestaltete sich ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

Das Innere Kind2-Sina Nanasi

Es guckte mich nämlich an und zuckte locker mit den Schultern. „Ich habe keine Geschichte für dich.“ Komm, dachte ich, es muss dir was einfallen. Ich brauche dringend eine Geschichte. Doch es zuckte nur wieder mit den Schultern, ziemlich lässig für die Umstände, fand ich. Sah ich in seinen Augen sogar etwas Verschmitztes…?! Ich wollte nicht aufgeben. Ok, dann warte ich, dachte ich. Kinder sollte man nicht bedrängen. Mein Inneres Kind wandte sich ab, setze sich auf den Boden und guckte ganz interessiert die Erde vor sich an. „Was machst du?“, fragte ich. „Ich warte auf einen Regenwurm“, teilte es mir mit. „Du wartest auf einen Regenwurm?! Woher in Gottes Namen willst du wissen, dass da, genau an der Stelle jemals ein Regenwurm herauskommen wird?!“ Na super, dachte ich. Ich habe voll den Stress und mein Inneres Kind wartet auf einen Regenwurm…! Hat es denn überhaupt in den letzten Wochen geregnet?!?! Aber irgendwas fesselte mich an dieser Situation. Ich spürte, mein Inneres Kind will mir etwas mitteilen. So starrte ich mit auf die Erde. Und ich war schon fast neugierig, ob da vielleicht doch ein Regenwurm seinen Kopf herausstrecken wird.

Aber es passierte nichts. Zumindest nichts Sichtbares.

Ich spürte aber, dass mein Inneres Kind zu mir spricht, ohne Worte, einfach in meinem Inneren. Ich hörte eine Botschaft:

Es ist nicht immer das Ergebnis das Wichtigste. Es geht nicht immer darum, ein bestimmtes Ziel in einer bestimmten Form zu erreichen. Mir ist es egal, ob da jemals ein Regenwurm heraus kommt oder nicht. Für mich ist das Warten auf ihn das Schöne. Weil es sich gut anfühlt. Zu Beobachten, ob ein Erdkrümmel sich vielleicht bewegt. Die Freude daran, dass es dort irgendwo in der Erde einen Regenwurm gibt, auch wenn ich ihn nicht sehe. Das Gefühl, mit ihm in meinem Herzen verbunden zu sein und dadurch sein Freund zu sein, auch wenn die Erde uns trennt. Wenn ich unbedingt will, dass ein Regenwurm sich zeigt, dann mache ich all das Schöne kaputt. Dann setze ich uns beide unter Druck. Ich mag keinen Druck. Druck macht die Freude kaputt. Ich warte so lange es mir Freude macht. Wenn kein Regenwurm heraus kommt gehe ich weiter. „Und die Erde wird sich weiter drehen“ würdet ihr Erwachsenen sagen. Die Freude geht nicht kaputt, ich nehme sie in meinem Herzen mit und gehe weiter. Es gibt noch viel andere Freude, die überall auf mich wartet.“

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Puuuuh, Kind, dachte ich… Das sind ja Weisheiten für das ganze Leben…

Ok, was will mir das alles für JETZT sagen?, fragte ich mich. Und ich habe immer mehr verstanden. Ich habe verstanden, dass mein Inneres Kind nicht in meine „Druck-Nummer“ einsteigen wollte. In die Nummer von „Ich brauche jetzt eine Geschichte, es soll also jetzt eine auftauchen.“ Stattdessen hat es mich aus dem Druck herausgeführt. „Bleib locker!“, hat es mir vermittelt. Und ich habe verstanden, dass der Druck die Freude kaputt macht (das habe ich allerdings vorher auch schon von selbst bemerkt). Ich habe erkannt, dass es auch mal sein darf, dass ich keine Geschichte für euch habe. Das nicht immer alles perfekt sein muss, bzw. dass perfekt auch etwas anderes bedeuten kann. Dass wir trotzdem weiter in Freude miteinander sein können, auch wenn es einmal keine Geschichte, keinen Newsletter gibt. Und ich habe erkannt, dass etwas nur dann lebendig und freudvoll bleiben kann, wenn kein starrer Mechanismus daraus wird. Kein „Muss“, kein Zwang.

Wenn ich noch weiter nachdenke, erkenne ich noch ganz viele Wahrheiten und positive Impulse in diesem Erlebnis mit meinem Inneren Kind. Aber an dieser Stelle überlasse ich das Weiterschauen dir, wenn du magst. Vielleicht findest du auch den einen oder anderen Impuls für dich.

Und so habe ich nun doch eine Geschichte für dich. Und für mich eine liebevolle Lektion. Danke, mein geliebtes, wunderbares, weises Inneres Kind! Ich liebe dich!

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